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Seattle Tour: Lake Union
Es ist Sonntag, der 28. Mai 2006. In Seattle ist richtiges Dreckswetter – kennt man schon, wie jedes Jahr um diese Zeit. Wir haben morgen hier den ersten offiziellen Feiertag seit dem 1. Januar, Memorial Day, und ich kann mich kaum an ein Jahr erinnern, in dem es nicht aus Eimern gegossen hat an diesem ersten langen Wochenende.
Deshalb widme ich mich endlich einer Anregung, die Martina mir neulich ans Herz legte: Ich solle doch nicht immer nur am Jahresende einen Newsletter herausgeben, sondern auch zwischendrin mal was von mir geben. Also los.
In der heutigen Ausgabe geht es einmal quer Beet durch Seattle mit Fotos meines Stadtteils: Lake Union. Da wohnen wir nämlich. Ich beginne also bei uns zu Hause.
Wenn man das Haus verlässt und den Berg herunter durch einen Park unter dem I-5 Freeway Richtung Lake Union läuft (alles fein von unserem Wohnzimmerfenster aus zu sehen), …
… gelangt man an eine wunderschöne Hausbootzeile. Die Dinger liegen zwar sehr dicht aneinander und man fragt sich, ob man den Nachbarn dann abends auf dem Sofa nebenan rülpsen hört, aber wenn man von solchen Vorstellungen absieht, ist es eine unglaublich romantische Angelegenheit. Anders wohnen wie aus dem Prospekt. Natürlich nisten dort hauptsächlich Künstler und Schrullige, weil die normale Bevölkerung doch lieber einen Garten für die Kinder und Haustiere hat.
Ich wohnte gerne auf so einem Boot, allerdings musste ich feststellen, dass es eventuell nicht so ganz mein Fall ist, als ich Heinz besuchte, der dort seit ein paar Jahren in einem wunderschönen Boot haust, das er sich in Kanada hat herstellen lassen. Es schwankt nämlich dadrin. Obwohl der See fast immer spiegelglatt ist, schwappen die Boote auf der leichten Wellenbewegung auf und ab. Kaum spürbar, aber für mich genug. Fester Boden ist besser.
Ok, es geht weiter am Lake Union entlang. Man nimmt jetzt den Wagen, da man sonst einen halben Tag zu Fuß zugange ist. An der Ostseite entlang kommt man zu der Anlegestelle, an der die attraktive alte Fähre KalaKala lange Zeit herumgammelte. Seattle hat es ja mit Fähren… Und so auch alle Einwohner. Fähren sind cool. Wenn man am Wochenende nicht weiß, was man mit sich anstellen soll, so nimmt man einfach eine Fähre auf die nahegelegenen Inseln Vashon oder Bainbridge. Oder fährt ein kleines Stück nach Norden und dann mit der Fähre rüber nach Orcas Island. Wunderschön.
Diese Fotos stammen aus meinem Seattlearchiv. Meine Neffen stehen sehr auf Schiffe und Fähren und Schlepper, da muss man sowas fotografieren, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Am 25. September 2004 wurde sie nach Tacoma (ca. 30km südlich von Seattle) geschleppt, wo sie jetzt zur Reparatur liegt.
Weiter geht’s mit der Lake Union Tour. Lake Union ist übrigens ein See in der Mitte von Seattle, in den kleinere Schiffe über Schleusen gelangen, die den See mit dem Puget Sound verbinden. Genug nun aber von der Schiffahrt!
Als nächste Attraktion ragt die alte Gasfabrik auf einem hübschen Halbinselstück am See ins Gelände: Gasworks Park.
Hauptsächlich ein guter Ort für coole Fotos.
Jetzt geht’s allmählich etwas nach Nordwesten, um den Troll zu besuchen, der dort unter einer Freeway-Brücke wohnt und entzückenderweise einen VW-Käfig in der einen Klaue hält. Man erzählt sich in der Stadt, dass dieser Troll Autoteile und manchmal auch komplette Vehikel klaut. Die Kids schüren den Aberglauben und verstreuen geklaute Teile um ihn herum. Oft hat er auch Graffiti im Gesicht, aber irgendjemand macht’s immer wieder weg.
Der Stadtteil hier heißt Fremont. Prima Cafés, Kneipen, Tand- und Ramschläden und alles mögliche andere… Außerdem sehr ansprechende Antikläden mit fotogenen Katzen im Schaufenster.
Das war meine erste Seattle Tour für Euch. Während ich sie zusammenstellte und schon einige Teile auf dem Web zu lesen waren, erhielt ich folgenden ersten Kommentar:
"I cannot read your text. Will you teach me your language?"
Was soll man da sagen. Nichts. Also Kommentar kommentarlos gelöscht.
Mehr demnächst!