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Bald ist Halloweeeeen
Es ist Samstagabend, der 28. Oktober 2006. Dienstag ist Halloween. Wir sollen gleich schon mal auf eine Halloween-Party. Gerry hat die Outfits ausgesucht (ich bin nicht so der Riesenfan von Verkleiden, daher hatte ich keine Lust, mich um die Kostüme zu kümmern), und prompt ist es eine Peinlichkeit mit Strampelanzug und Suspensorium geworden. Thema: Clockwork Orange. Gleich zwängen wir uns in die Dinger rein. Freu.
Die Leute in Seattle stehen total auf Halloween, die meisten Vorgärten sind mit Kürbissen und Draculas geschmückt. Im Reitstall fragte mich heute Rosendo, der nette Mexikaner, der am Wochenende die Boxen säubert, was die ganzen Kürbisse sollten. Letztes Jahr musste ich ihm auch schon mal das Truthahnphänomen zu Thanksgiving erklären. Rosendo spricht kein Englisch und wundert sich manchmal über bestimmte Sachen, obwohl er schon lange hier wohnt. Er ist total nett und wir reden oft, wenn wir uns im Stall sehen. Sein großes Hobby ist Schatzsuche. Ich hab mich schon stundenlang mit ihm über Wünschelruten unterhalten. Heute haben wir uns aber auf Kürbisse und Vorgartendekoration konzentriert. Ich hab ihm sogar „Trick or Treat“ (Rummelpott) erklärt. Er kratzte sich wortlos am Kopf. Danach bin ich dann mit Fotoapparat in meiner Nachbarschaft zugange gewesen. Resultat folgt hier.
Auf ner netten Party gestern Abend bei Uli berichtete Annie, eine von Ulis langjährigen Freundinnen (in schon ziemlich angetrunkenem Zustand), dass neulich in ihrem Nachbarschaftssupermarkt ein großer Kürbis zu gewinnen war. Man sollte nur sein Gewicht raten, auf einen Zettel schreiben, selbigen in einen Kasten tun, und auf den „Sie sind der glückliche Gewinner“-Anruf warten. Annie fand den Kürbis sehr attraktiv. Bei genauerer Inspektion fand sie sogar eine reingeritzte Inschrift in der Schale: „Chris is a cunt“ (Chris ist ’ne Fotze). Das war der Startschuss. Zu Hause angekommen hat Annie eine Internetsuche gestartet, bis sie eine Webseite fand, auf der beschrieben war, wie man ein Kürbisgewicht schätzt (wenn man sich neben dem Kürbis hinhockt, ist der Kürbis größer/kleiner als man selbst? Umfang messen, Höhe messen, Pfunde berechnen, usw.). Also wieder zurück zum Supermarkt, etwas um den Kürbis herumgekrochen, und dann 180 Pfund auf einen Zettel geschrieben, in den Kasten getan. 2 Tage später der Anruf: Kürbis gewonnen! Dann das Dilemma: Wie abholen? Ein Pickup-Truck wurde ausgeliehen, Kürbis aufgeladen, bei Freuden wo heute eine Oktoberfestparty ist erstmal ausgeladen. Morgen (Sonntag) geht der Kürbis dann auf eine Piratenparty. Montag ist eine Schnitzparty angesagt (wenn er dann noch ganz ist, meinte Annie). Vielleicht schickt sie mir ja noch ein Foto von Chris der Fotze, damit Ihr auch alle in den Genuss kommt.
Munter bleiben!
T.
Nachtrag 10. November 2006: Endlich hat Annie mir Fotos von dem Teil geschickt, guckt es Euch an, ein Prachtexemplar!
Linke Sonntagsfahrer
Es ist Montagabend, der 9. Oktober 2006, 20.00 Uhr, bin gerade von der Arbeit nach Hause gekommen. Was mir wieder unschön auf dem Heimfahrt auf dem I-520 Freeway auffiel, sind die Sonntagsfahrer, die sogar am Montagabend in hohen Zahlen und besonders gern auf der linken Spur unterwegs sind. Das ist eine Art Nationalsport hier: schnarchig langsam auf der linken Spur rumnerven. Zum Glück darf man in den USA auch auf der rechten Spur überholen, wenn’s pressiert. Und es pressiert oft, weil die Langsamfahrer permanent auf der linken zugange sind. Sogar alles, was mit Gespann unterwegs ist, quält sich auf einer Auffahrt blau räuchernd auf den Freeway, um dann sofort auf die linke Spur zu wechseln. Wie dieses Foto beweist:
Meistens sind es alte klapprige Pickup-Trucks mit Hängern hintendran, auf denen lose Mülltonnen und schlaff angetäute Rasenmäher herumhüpfen. Manchmal ergießt sich sogar ein plötzlicher Regenschauer aus aufgeharkten Blättern und gemähtem Rasen über einen, wenn man hinter so etwas her fährt. Da heißt es, so schnell wie möglich auf der rechten Spur überholen.
Microsoft ist in Redmond. Ich wohne in Seattle. Ich kann entweder auf dem I-90 Freeway oder auf dem I-520 hin- und herpendeln. Bevor ich losfahre, checke ich die Lage auf der Seattle Area Traffic-Webseite. Man kann auch via diverse Kameras bestimmte Punkte genauer anschauen, wie zum Beispiel die Stelle, an der ungefähr ich obiges Foto aufgenommen habe.
Besonders auf dem I-90 ist im Abendverkehr immer die rechte von drei Spuren die schnellste. Konsistent. Ein Phänomen! Für Deutsche kaum zu begreifen. Deswegen macht es mir nach wie vor einen Riesenspaß, so schnell wie’s geht rechts an einem langen Rückstau von penetranten Linksfahrern vorbeizusausen. Das gibt ein richtiges Glücksgefühl, wenn man die alle abgeschüttelt hat!
Ok, es ist Feierabend, und ich sollte vielleicht mal etwas relaxen…
In Kürze mehr! T.
Nachschlag am 30. Oktober 2006. Diese kleine Story kam heute durch den Äther bei Mikroweich (was beweist, dass dies Thema viele Deutsche hier beschäftigt…):
"Rechtsüberholen lohnt sich wieder…"
An alle Verkehrsteilnehmer: Rechtsüberholen lohnt sich wieder!
Seit der neuen Dränglervorschrift: "Drängeln = 250 EUR + 4 Punkte+ 3 Monate Fahrverbot" sollte man lieber gleich rechts überholen:
Rechts überholen = 50 EUR und 3 Punkte (200 EUR + 1 Punkt gespart!)
Einen weiteren Punkt kann man noch sparen, wenn man statt der rechten Spur gleich die Standspur benutzt:
Seitenstreifen zum Zweck des schnelleren Vorwärtskommens = 50 EUR und 2 Punkte
Fazit: Niemanden bedrängt, nicht aufgeregt (Nerven geschont…), sehr schnell vorangekommen – und noch 200 EUR + 2 Punkte gespart.
ABER Das geht noch viel billiger und effektiver!
Kauf dir ein Blaulicht und ein Martinshorn und Du kannst Dir Deinen Fahrstreifen aussuchen, der freigemacht werden soll. Die Verwendung solcher kleinen Hilfen im täglichen Verkehr kostet laut § 38 StVO nur 20 EURO (?!).
Also 230 Euro gespart und – K E I N E – Punkte!