Thanksgiving
Heute ist Freitag, der 30. November. Ich sitze gemütlich bei hochgepuschter Heizkraft zu Hause und habe mir gerade noch einmal die Fotos von letzter Woche angeguckt. Meine Mom war nämlich zu Besuch, um auch mal ein zünftiges amerikanisches Thanksgiving mitzuerleben. Ich holte sie am 16. November am Flughafen ab – vergnügt kam sie an, kein bisschen geschlaucht vom langen Flug, so dass wir abends noch nett was essen und uns erzählen konnten. Unsere beiden neuen Katzen waren sofort Feuer und Flamme. Kami war anfangs noch etwas schüchtern, aber schlief in der ersten Nacht sofort bei meiner Mutter im Bett. Außerdem fanden beide es spitze, dass jemand eine Woche lang jeden Morgen schon um 7 Uhr eine Dose öffnete.
Da meine Mutter mit einem Auftrag von Sabine kam, amerikanischen Weihnachtstand zu kaufen, sind wir auch gleich am Sonntag nach Snohomish gefahren, was ca. 45 min nördlich von Seattle liegt und massiv Antik- und Souvenirläden zu bieten hat. Wir wurden in "The Speckled Hen" auch sofort fündig.
Danach gingen wir noch bei kaltem und grauem Wetter etwas spazieren, aber es war wirklich zu ungemütlich, um sich lange draußen aufzuhalten.
Am nächsten Tag besuchten wir die Theo Chocolate Factory in Fremont. Das war eigentlich sehr lustig. Man konnte sich zu einer Fabriktour anmelden, kriegte ein schlaffes Haarnetz in die Hand gedrück, und ab ging’s. Zuerst in einen kleinen Vortragsraum, in dem wir Fotos von Kakaobäumen bewundern durften und schon mal die erste Schokoladenprobe zu uns nahmen (schwarze Schokolade mit interessantem Geschmack, besonders die von den Bohnen aus Madagaskar).
Dann ging’s ab in die Herstellungshallen. Meine Mom fand das da alles nicht so hygienisch, womit sie eigentlich Recht hatte (Spachtel mit Schokolade dran lagen hier und da auf dem Boden, man konnte an alle Maschinen direkt dran, nichts war hinter Glas, usw.). Aber alles in allem recht flott und cool mit deutschen Röstmaschinen aus den 30-er Jahren!
Die nächste Veranstaltung war das Thanksgivingfest, zu dem wir bei Andy und Bruce eingeladen waren. Andy gehört der Stall, in dem ich reite.
Wie man sieht, sind wir alle in Schapptüch. Nicht so aber die weiteren 14 Gäste, die nach und nach eintrudelten. Amis kleiden sich auch an Thanksgiving recht leger. Meiner Mom wurde noch unverhoffterweise die Ehre zuteil, die Tischansprache zu geben. "Komm Herr Jesu, sei unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast…". Angeblich hätte Andys Großmutter das immer bei Familienfesten gesagt. Der Abend verlief glatt und harmonisch, keiner fiel aus dem Rahmen oder benahm sich daneben, also verlief unser "party debrief" Gespräch auf der Nachhausefahrt kurz und ereignislos.
An den nächsten Tagen durchkämmten wir wie immer Seattle, jeden Tag mindestens einen oder 2 Lattes, das Wetter war bestens (Sonne und kalt, aber kein Frost), guckten auch noch mal beim Stall ein und sorgten für das Ankurbeln der Wirtschaft in Seattle (mit Euro kann man einiges kaufen im Moment!).
Eine super schöne Woche. Leider war diese Woche wie immer Arbeit angesagt, was mir schwer fiel nach einer Woche Freiheit. Ächz.
T.