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Adieu Encarta!
Es ist Sonntagmorgen, der 28. Juni 2009. Ich sitze mit einer Tasse Kaffee und zwei Katzen an meinem Schreibtisch und schaue mir die Photos von der Encarta-Gedenkfeier an, die kürzlich bei Andy und Lisa Woods stattfand. Gebührend feierten wir den endgültigen Untergang der Multimedia-Ära. Es waren so viele Leute dort, mit denen wir früher so einen Spaß hatten, als wir alle im Encarta-Team arbeiteten. Jeder hatte ein altes Produktpaket oder T-Shirt mitgebracht. Auf einer PowerPoint-Diashow im Wohnzimmer rollten die wichtigsten Meilensteine der fast 20-jährigen Encarta-Geschichte ab.
Hier ein paar Fotos meiner damaligen Mitarbeiter. Im linken Bild Gerry neben meinem damaligen Scheff Bill Smith, der damals 4 Jahre lang mein Manager war. Als er das Encarta-Team verließ, verlor ich auch den Spaß an der Sache und wechselte zu Windows. In der Mitte Alessandra und Adam, jeweils stellvertretend für die italienische und französische Encarta-Fraktion. Rechts Isabelle Bouanna, Lisa Woods (Gastgeberin) und Cyril Bouanna (frz Fraktion).
Besonders zahlreich waren die Redakteure und Grafikdesigner vertreten, hier ein Beweis links im Bild: Angela Butcher, Bill Flora und Rod Such. Rechts daneben die Entwickler von Encarta, Andy (Gastgeber) und Gio.
Selbst Jayleen kam vorbei, mit ihrer Tochter im Schlepp. In der Mitte Annalisa (ital. Fraktion) und Gerry, rechts Jim Oker, der jahrelang die US Version leitete.
Und dann natürlich haufenweise Ware. Wow, ein richtiges Wachsfigurenkabinett! Ich konnte nichts mitbringen, hatte mich wirklich in den letzten Jahren von jeder alten Encarta-Packung getrennt (bin mir jedoch sicher, dass in Dellstedt noch ein paar davon existieren).
Encarta Africana war damals ein super cooles Projekt, das Bill Gates in Zusammenarbeit mit Dr. Henry Louis Gates (Harvard) erstellte. Es entstand ein fantastisches Produkt, das leider verschwindend geringe Verkaufszahlen erzielte. Nach ein paar Jahren stieß Microsoft es ab, und es schlief bald darauf ganz ein. Schade, schade.
Rechts daneben ein T-Shirt, das mein spanisches Encarta-Team seinerzeit für die Version 1998 entwarf. Ich bin links oben vom Gerüst schwingend im Bild (roter Pullover und blonde lange Haare), eine spanische Flagge in der linken Hand. Fukiko ist unter mir im Bild, in ein Gespräch mit Ramiro Sánchez Sanz (Chief Editor) vertieft. Sie ärgerte sich jahrelang über die rote Handtasche, die Luis (der Designer, links unten im Bild mit dem großen Bleistift) ihr anhängte. Ha.
Das waren noch Zeiten! Wehmut! Auf dem Fressalientisch in der Küche thronte ein galaktischer amerikanischer Beerdigungskuchen:
Jetzt wisst Ihr also, wie Microsoft-Mitarbeiter das Dahinscheiden eines geliebten Produkts betrauern, an dem sie jahrelang harte Schweißarbeit leisteten.
Rest in Piece, Encarta!
T.