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Januar, verpuff Dich!
Es ist Samstagabend, der 22. Januar 2011. Ich sitze an meinem Schreibtisch und stopfe mir gerade das letzte Stück Brownie rein, genieße einen ruhigen Abend mit Katzen auf dem Schoß. Diese Woche war nicht so prickelnd, da ich schon seit letztem Wochenende verdächtig Zahnweh hatte. Verdächtig, da nur schmerzhaft wenn ich etwas Heißes aß oder trank. Kein gutes Zeichen. Vorher war der betreffende Kandidat nämlich nur etwas kälte- und wärmeempfindlich, aber keineswegs unerträglich. Jedenfalls musste ich Donnerstag im Galopp los: Wurzelbehandlung. Ist ja auch immer wieder was schönes. Zumindest wenn danach der Schmerz sofort nachlässt. Noch 3 Tage Antibiotika draufkippen, dann sollte ich wieder im Lot sein. Wei oh wei, das Neue Jahr geht ja prima los. Abgesehen davon keine Klagen, außer seltsamen Wetters. Wir hatten mal wieder eine Schneenacht – wirklich nur eine Nacht. Hier meine Verandadekoration, als der Spuk gegen 22.00 Uhr gerade anfing:
Und eine Stunde später:
Im Winter ist es immer herrlich, mal im Seattle Conservatory vorbeizuschauen. In der wunderschönen alten Anlage gibt’s ein Farnhaus, ein Kakteenhaus, und zwei weitere Flügel. Im einen ist eine saisonbedingte Installation zu besichtigen, die sich alle paar Monate ändert. Vor Weihnachten waren es Weihnachtssterne, im Herbst wunderschöne bunte Astern in orange- und rostroten Farben. Ich kann dort zu Fuß hin von meinem Haus, zuerst geht es ordentlich die Treppe hoch:
Nach der Anstrengung kehre ich erst einmal in meinem Lieblingscafé Volunteer Park Café ein, wo ich mich oft zum Kaffee und Frühstück mit Arbeitskollegen treffe, die auch in der Nähe wohnen. Das ist immer ein richtig netter Wochenendbeginn, wenn man das gleich am Samstag macht. Erstens verdient man sich das Frühstück, weil man schon die Treppe hochgehechelt ist, zweitens hat man danach genug Kaffee intus, um sich den Rest des Tages munter zu vergnügen. Hier ein paar der schönsten Conservatory-Fotos:
Misha und Kami geht es gut, sie sind wie immer ein Herz und eine Seele. Besonders and den kalten Tagen kletten sie sehr aufeinander.
In letzter Zeit haben wir öfter Besuch von einer netten Hündin namens Sheila und ihrem Besitzer Markus. Misha findet Sheila super interessant. Langsam aber sicher gewöhnt man sich aneinander. Ein paar Nasenküsse fanden schon statt. Aber bis zur waschechten Liebesaffäre ist es noch ein langer Weg…
Heute war ein ganz milder Januartag und wir drehten ne Runde am Lake Union.
In West Seattle waren wir auch noch, gleich morgens, um bei Bakery Nouveau erstklassige Croissants zum Frühstück zu besorgen und Lattes bei Verité.
Ansonsten ist der Januar wirklich absolut öde. Dunkel, nass, ein paar Tage lang war es auch noch richtig arschekalt. Bei der Arbeit alle lustlos. Meine Mutter beschrieb es in einer Email sehr treffend: „Es ist einfach ein Monat, den man unauffällig durchstehen muss.“ Das stimmt, man ist dauernd versucht, auffällig zu werden. Zum Beispiel an einem verregneten Tag einfach nicht zur Arbeit zu gehen. Anstelle dessen morgens das Geschirr waschen, eine Ladung Wäsche in die Waschmaschine stopfen, das Katzenklo frei kratzen, und dann ab zum Pike Place Market, um dort einen leckeren Latte und einen Croissant zu genießen, Leute zu gucken, Gemüse zu kaufen, vielleicht ein paar frische Garnelen… und sich dann damit am Abend ein leckeres Abendessen zu zelebrieren. Bei der Arbeit gar nicht Bescheid sagen, und auch am nächsten Tag nicht erklären, warum man nicht erschienen ist.
Ist doch viel schöner zu Hause mit Misha und den Teddybären zu spielen. Sieht man doch.
In meinem Weihnachtspaket aus Dellstedt war ein wunderschöner Roman von einer Französin, Agnès Desarthe,„Mein hungriges Herz“. Gefällt mir ausgesprochen gut. Die Ich-Erzählerin eröffnet ein neues Café in Paris, und man lebt mit ihr in der warmen Welt dieses kleinen Ortes mit den leckeren Dingen, die sie für ihre Gäste fabriziert. Sie hat ein interessantes Verhältnis zur Buchhaltung, gibt viel für umme weg, wenn ihre Gäste ihr nicht gut genug betucht erscheinen (arme Studenten, zum Beispiel). Man hat permanent Hunger beim Lesen. Und ganz nebenbei macht die Autorin treffende Bemerkungen zum Leben, wie man sich so durchschlägt, mehr schlecht als recht, und das man auch einfach mal Glück haben muss, damit auch ab und zu mal was gut gelingt oder einfach nur gut geht. Dem kann man nur zustimmen. In dem Sinne: Frohes Neues Jahr! In einer Woche ist ja immerhin schon mal Februar, da kann es doch nur bergauf gehen.
Innigst,
T.