Archive
Mietnomaden gefunden!
Es ist Dienstag, d. 3. Juni 2008, 23.00 Uhr abends. Es gießt in Strömen. Misha sitzt auf meinem Schreibtisch und guckt aus dem Fenster in die absolute Finsternis.
Im April hatte ich Euch ja berichtet, dass ich inzwischen endlich Mieter für mein Investmentprojekt gefunden habe, ein Glück! Und bisher scheint auch alles ganz gut zu laufen, sie haben das Haus noch nicht angezündet und auch noch keinen Wasserrohrbruch verursacht. Himmel, man soll das ja auch nicht alles herbeireden.
Das war wirklich eine interessante Auswahlphase – ich hatte das Haus ja mindestens 15 Parteien (wenn nicht sogar noch mehr) gezeigt, die allesamt mehrere Hunde hatten. Es war ja schon fast so, dass ich dachte, es gäbe keine Leute ohne 125 Pfund Riesenvierbeiner mehr. Und mit den nagelneu geschliffenen Holzfußböden wollt ich das einfach nicht. Also blieben wir standhaft und warteten tapfer weiter. Bis endlich ein Ehepaar mit 2 netten Kindern kam. Die wohnen da jetzt lustig zu viert.
Hier noch mal ein paar Fotos von dem feinen Teil:
Bisher haben die Mieter lediglich Gerry mehrere Male ins Haus bestellt, um noch hier und da eine Kindersicherung einzubauen, und und und. Aber hat Gerry alles brav gemacht, ohne zu murren.
Das Wetter ist weiterhin bescheiden hier, der gesamte Mai war auch nix dolles. Und das, wo man aus Norddeutschland Hochsommermeldungen hört! Frechheit.
So, das nur kurz als Meldung aus Seattle. Bis am Wochenende!
T.
Wieder auf Fixerjagd
Wir schreiben Samstag, den 22. Juli 2006. Es ist 23:00 Uhr, und es sind immer noch 27 Grad draußen. Es ist ordentlich stickig im Haus. Gestern Abend sind wir schon in das Gästezimmer im Erdgeschoss umgezogen, da es unter’m Dach kaum noch auszuhalten war. Es ist in unserem Schlafzimmer nachts genauso heiß wie tagsüber draußen: 33 Grad.
Putz die schöne Schimmelstute war auch nicht sehr animiert heute. Wir sind zeitlupenmäßig durch den Wald gezockelt. Nur ein im Gesicht sehr roter Jogger kam uns auf unserem Ausritt entgegen. Selbst von den quirligen Streifenhörnchen, die sonst oft rasant und quietschend unseren Weg kreuzen und uns einen Schreck einjagen, wenn wir beide so verträumt unseren Gedanken nachhängen, war nichts zu sehen heute.
Gegen Abend haben wir drei Stunden in unser nächstes Hausprojekt investiert. Wir sind wieder auf Fixer-Jagd. So nennt man die verrotteten Gebäude, die komplett saniert werden müssen, bevor sie wieder (von Menschen) bezogen werden können. Oft wohnen zwischenzeitlich andere Bewohner drin (Seattle hat viele Ratten). Am besten gefiel mir heute eine alte Kirche. Das Gebäude liegt direkt an einem Stadtpark mit bewaldeter Schlucht am Lake Washington. Diese Kirche selbst ist eigentlich nur ein größerer rechteckiger Bau mit hoher Zimmerdecke und einem Riesenfenster vorne, das man in ein sehr cooles Künstlerstudio mit Wohnklo verwandeln könnte. Momentan wird aber noch gesungen und gebetet da drinnen, deswegen auch keine Besichtigung am Sonntag.
Mit dem Ding könnte man jedenfalls was anfangen, das steht fest. Ende Juni haben wir gerade unser letztes Projekt verkauft. Das war eine schnuckelige kleine 2-Zimmer-Hütte im Craftsman-Stil auf Queen Anne. Seattle hatte einen späten Goldrush Heyday in den 20-er Jahren, daher gibt’s aus der Zeit noch wahnsinnig viele zum Teil unangetastete Originale. Diese Kirche hat auch noch nicht viel Renovierung erlebt…
Hier einige Vorher, Zwischendrin und Nachher Fotos unseres letzten Fixers:
Naja, schau’n wir mal, was uns als nächstes Projekt über den Weg läuft. Die Wohnraumknappheit in Seattle ist schon ziemlich extrem, besonders was Einfamilienhäuser im Stadtgebiet betrifft. Die gehen weg wie warme Semmeln, selbst wenn man noch monatelang Arbeit und haufenweise Kohle reinschaufeln muss. Deshalb kann man ab und zu gut mal ein solches Projekt durchziehen – als Investition und kreatives Outlet.
Was gibt’s sonst noch Neues? Geburtstag ist überstanden (alles gut gegangen und auch noch keine midlife crisis), Führerschein verlängert (alle fünf Jahre muss man hier auf’s Amt für einen kurzen Sehtest und ein neues Foto; das Mistding läuft immer gerade am Geburtstag ab). Als Gerry mein neues Führerscheinverbrecherfoto begutachtete lachte er kurz auf: „Like a deer in the headlights!“. So soll es ja auch sein, damit andere was zum Lachen haben.
Inzwischen ist schon Sonntag, der 23. Juli 2006, 0:18 Uhr, und ich werde mich jetzt in die Schräglage hauen. Gerry kommt gerade um die Ecke und fragt: "Are you showing people our projects?" Ich: "Yes". Gerry: "Are you also telling everybody what kind of a sexy construction worker I am?"
Yes.