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Chris Cornell Konzert – 2. November 2008 Showbox SoDo Seattle
Es ist Montagabend, d. 3. November 2008. Ich brüte schon die ganze Zeit darüber, wie ich nun das Konzert gestern Abend fand. Das ganze hatte keinen guten Start. Ich hatte die Tickets vor einiger Zeit gekauft – wie immer, wenn Chris Cornell nach Seattle kommt, egal ob mit Audioslave oder solo – und mich nicht richtig informiert. Hatte praktisch keine Ahnung, dass Timbaland sein neues Album produziert hat. Gerry sagte morgens: "Forget it, I am not going, find somebody else." Also habe ich Hannah mitgeschleppt, seine 16-jährige Nichte, die von der Idee ganz begeistert war.
Timbaland war dann zuerst auf der Bühne, endlos nervig lange, hat die Bude (übrigens ein kleiner Club, nur 1000 Leute) versucht, mit Hiphop-Dreck anzuheizen. Richtiger Scheißdreck war das. Ich find Hiphop an und für sich gar nicht so übel, aber Timbaland war absolut kacke. Dann hat er außerdem noch etwas Grunge in seinen Mist eingeflochten, ich hätte kotzen können, als seine Kapelle plötzlich ein paar Strophen "Smells Like Teen Spirit" vom Stapel ließ. Schmerz. Er versuchte es noch halbherzig mit Rap-Animation und das Publikum stand nur da und glotzte blöde. Schon fast wieder lustig eigentlich. Nach einer Stunde Qual noch Setumbau und dann noch eine halbe Stunde warten, ich hatte schon so die Schnauze voll, echt. Hannah fand das aber alles noch ganz cool, also riss ich mich zusammen. Dann endlich Chris Cornell! Der erste Eindruck war positiv. Obwohl die neue Platte Scream ziemlich poppig ist, konnte man einiges davon gut hören. Seine Stimme kam gut raus. Leider las ich heute auf mehreren Blogs, dass er des Lip-Synch beschuldigt wird. Hab ich nicht gemerkt, aber ich stand auch nicht ganz vorne. Obwohl der Club wirklich so klein war, dass man es hätte merken müssen. Es war genial, die Band so dicht vor der Nase zu haben! Aber im Nachhinein muss ich zugeben, dass seine Stimme ziemlich perfekt klang, anders als bei vorherigen Konzerten. Ein klein wenig zu perfekt. Vielleicht stimmt das mit dem Lip-Synch.
Der beste Teil des Abends find bei der Zugabe an, die zwei Temple of the Dog Songs enthielt: Hunger Strike und Reach Down. Fantastisch geliefert. Es hätten einem fast die Tränen kommen können. Mein Fazit: Alle Fans die dort waren haben sich gezwungenermaßen das neue Zeug angehört, nur um am Ende ein paar alte Tunes zu erleben. Bei Hunger Strike fragte mich ein nach Mottenkugeln stinkender Blödmann, ob wir nicht eng tanzen wollten dazu. Nein danke. Hab heute meine schwarze Perücke nicht auf, da wird nicht getanzt.
Das Konzert war um kurz nach Mitternacht zuende. Ich war etwas besorgt, Hannah so spät nachts auf einem Sonntag nach Hause zu bringen, aber die war noch ganz munter dabei und meinte nur, den fehlenden Schlaf würde sie dann Montag in der Schule nachholen (weia).
Gerade fand ich in einem Blogeintrag von unserer Seattle Times Tageszeitung folgenden Leserbrief (an Chris Cornell gerichtet), der den Abend gut auf den Punkt bringt.
Hi Chris,
I’m a big fan; been a big fan since I started listening to rock music in junior high. Jesus Christ Pose is genius. Black Hole Sun remains one of my most favorite songs ever and the music video is amazing.
You remember rock music, don’t you? Because having stood through an hour-plus of your new music, produced by Timbaland, at the Showbox on Sunday, I felt a need to check in. Do you realize Timbaland, who opened the show, performed more Soundgarden songs that you did? I’m not joking. Timbaland did a few lines from Black Hole Sun, which brought about a huge applause because I seriously think people were expecting you to show up at that point. You didn’t. You didn’t even perform one Soundgarden (or even an Audioslave) song. In fact, you didn’t show up until the encore, with a couple amazing Temple of the Dog numbers. Well, I mean, you were there — but merely a shadow of yourself.
First, I’d like to tell you a little about what Timbaland told us, your loyal audience.
Your producer seemed annoyed that the majority of us didn’t buy his personal album. He asked us, like, five times to shout and wave if we bought it. Only the first couple rows of people did.
“Is this a rock crowd or what?” he flatly said, to which the audience soundly applauded. He went on to perform a version of Smells Like Teen Spirit.
“Grunge rockers, where ya at? Ya all hard core, huh? But this is 2008, right.”
Timbaland said he’d never been to Seattle before. This was his first show. And he said he was proud of what he did for “that tired grunge sound.,” which he said “needs help.” Obviously, Timbaland felt he was the man for the job.
He called his work on the Cornell solo album “Scream” — “One of the best pieces of work I’ve ever done in my life.” He said he “really respected grunge rock and I respect you guys who go to Ozzfest and all that s**t.” (I took notes).
He played some of his music — from Nelly to Justin Timberlake. He even tried to get a singalong going for Timberlake’s “Sexy Back.” Not gonna happen. Not with this crowd.
A 10-year-old girl from Seattle performed a couple songs between Timbaland’s set and before your nightmare began. She got a better reception than Timbaland did.
Your set began about 20 minutes late. The waiting prompted the girl in front of me to write to her Twitter blog, “Maybe Chris Cornell is embarrassed to come out because of the hip hop crap.”
I have to say, a good majority of us thought that — because we were all talking about it amid the wait for you.
On your new album you have a song where you keep repeating “Where did I go wrong?” Oh Chris. I think I know.
At the core, your new music sounds like it could be some really good stuff. In fact, I actually liked a couple of the songs. But it sounds too engineered, to produced. And, Chris, Why oh why did you need to sing on top of your own pre-recorded voice? It was like karaoke night staring Chris Cornell.
Your new songs could easily be Justin Timberlake or, worse, any one from American Idol. Speaking of American Idol, why is David Cook acting more like you and your sound than, well, you? (ed’s note: Cornell penned Cook’s lead single)
I blame Michael Jackson. It was that idiotic Billie Jean cover from your last solo album that got your mind off the ball, that probably started this wacky mid-life crisis.
Strip away the production, Chris. You were screaming but I can’t hear your screams over the music!
You’ve become a cookie-cutter, Chris. It’s unfortunate, but it’s true. At the very least, I can say I was there last October when you played an amazing show at the Paramount. You played songs live I’d never heard before. I just wish I had known that was going to be your career’s wake, a celebration of the “old Chris” before this new version came out of the woodwork.
Worst of all, I gave up a couple of hours of sleep for you, Chris. That’s not going to happen again.
Best of luck, pal. Wake me up when you re-unite with Soundgarden or remember how to at least play a guitar. I’m going to head off to watch your buddy Tom Morello tonight. At least he knows how to still rock.
Sincerely,
Steven Friederich
Tja, da waren sie wieder, unsere drei Probleme.
T.
P.S.1: Noch ein kleiner Musiktipp: http://www.jango.com/ ist eine Internet-Radio-Idee, die mir gut gefällt. Hier ein guter Mix: http://www.jango.com/music/Chris+Cornell?l=0
P.S.2: Morgen wird gewählt hier. Endlich! Dem Elend ein Ende. Bitte bitte.
George Clinton’s Birthday Party at Zune LA
Am Dienstag, d. 22. Juli 2008 sind wir morgens spontan nach Los Angeles geflogen, um bei der Geburtstagsparty von George Clinton im Microsoft Zune LA Gebäude mitzufeiern. Demetrius hatte uns eine Einladung direkt von George besorgt, da ich mich vor vielen Jahren mal darum gekümmert hatte, dass George vom Music Central Team zu einem ausgiebigen Interview bei Microsoft eingeladen wurde. Inzwischen hat er die Verbindung zu Zune aufgenommen, und schlauerweise schmiss das Zune Team eine sausende Party für Georges 67sten Geburtstag. Der erste Partyteil fand bei Zune LA statt – Bühne, Live Jam, viele Leute, Partystimmung, volle Pressepräsenz. Hier ist ein Video des Abends und hier sind noch einige etwas professionellere Fotos.
Wir waren mit Else (auch aus Deutschland), meinem Kumpel Demetrius, den ich schon seit der gesamten Zeit kenne, die ich in Seattle wohne und deren Freunden gut dabei. Demetrius ist oben rechts mit George im Bild.
Im links unteren Bild ganz links am Mikrophon Gene "Poo Poo Man" Anderson – ein fantastischer Funksänger, der mir später am Abend erzählte, er suche einen Verleger für ein Kinderbuch, das er geschrieben hat. Er schien zu hoffen, dass Microsoft da irgendwie nützlich sein könnte. Hmmmmmmmmmm.
Gegen 22.00 Uhr war die Zune Party zuende und es ging im Konvoi zur After Party in einem alten Aufnahmestudio in Hollywood. Eine riesige leicht runtergekommene Partyhalle mit Garagentüren zur Alley – ganz wunderbar. Da war es eigentlich noch lustiger als bei MS Zune.
Unten: Gerry und ich mit einer aufgedonnerten Mary Kay Sängerin zwischen uns und rechts unten Mallia Franklin, Queen of Funk.
Links unten mit Else und rechts unten Overton Loyd, der durch unzählige Illustrationen für Parliament und P-Funk berühmt geworden ist.
Gruppenbild mit Victor Taylor. Gerry meinte am Ende, dass es echt Mist wäre, dass er keinen Funk spielt, er hätte super connections anzetteln können heute Abend.
Am Nachmittag waren wir natürlich auch noch kurz am Strand, Venice Beach und Santa Monica. Das Wetter war fantastisch, so eine warme Brise vom Meer, nicht zu heiß, einfach nur schön. Das tat gut, da es in Seattle gerade wieder auf unter 20 Grad abgesunken war und der Himmel sich sehr bewölkt zeigte.
Ein cooler kurzer Trip – am nächsten Nachmittag flogen wir schon wieder zurück nach Seattle.
Hoffe, der Sommer kommt sich langsam wieder bei Euch!
T.
20 Jahre Sub Pop
An diesem Wochenende (12. und 13. Juli 2008) feiert Sub Pop sein 20-jähriges Jubiläum mit einen flotten Festival in der Pampa von Redmond, im Marymoor Park. Zum Glück ist das ein recht lauschiger Park mit Wiesen und Bäumen in wunderschöner Umgebung, also haben wir uns trotz knackiger Hitze hingeschleppt, mit Decken und 10 kleinen Wasserflaschen bewaffnet. Morgen nehmen wir wohl auch noch Proviant mit, da die Schlangen an den wenigen Fressbuden unzumutbar waren. Mal abgesehen davon, was es an den Fressbuden zu kaufen gab (hot dogs). Zur Feier der Angelegenheit hat die Space Needle im Moment Sub Pop geflaggt!
Die besten Bands des heutigen Tages:
Seaweed
The Helio Sequence
Fleet Foxes
The Fluid
Low
Mudhoney
Für morgen steht folgendes Line-up auf dem Programm:
Les Thugs
No Age
Red Red Meat
Comets on Fire
Beachwood Sparks
Green River
Wolf Parade
Ich freu mich besonders auf No Age, Red Red Meat und Green River. Zum Glück sind dort 2 Bühnen direkt nebeneinander aufgebaut, also überhaupt keine Pausen zwischen den Bands, das ist wirklich mal ne erfrischende Abwechslung zu anderen Veranstaltungen.
Es ist richtig Hochsommer in Seattle, und nach diesem elend langen Frühjahr mit all dem Wind und Regen tut die Hitze einfach nur gut.
Haltet Euch!
T.
P.S.: Ein kleiner Nachschlag – Demetrius, der zum Sub Pop Festival bei uns zu Besuch war, hat heute dieses Foto geschickt:
In memoriam Rio Reiser
Als Hintergrund gilt anzumerken, dass man natürlich nicht einfach nach Fresenhagen fährt, wenn man nicht totaler Fan von Ton Steine Scherben gewesen wäre – damals! Rio ist und bleibt mein deutscher Lieblingsmusiker und die Live-Konzerte von Ton Steine Scherben waren einfach genial. Selbst Gerry findet die Musik klasse, ohne auch nur ein Stück Text zu verstehen. Und wenn ich mal Heimweh hab, dann schieb ich in Seattle ‘ne Scherben-CD rein und krieg noch mehr Heimweh. Genug gefaselt, auf geht’s von Dellstedt nach Fresenhagen. Sabine ist natürlich auch mit von der Partie. Unterwegs müssen wir schon gleich an einer stinkenden Au ob einer surrealistischen Koppelkunstinstallation anhalten und gaffen. Wir sind sprachlos.
Eine Stunde später sind wir endlich in Fresenhagen. Das war ne richtig lange Tour und verfahren haben wir uns auch ein paar Mal, bis wir den richtigen Plattenweg in Richtung Rio-Haus erspähten. Eine freundliche Berlinerin weist uns erst mal hinters Haus, wo der König von Deutschland idyllisch begraben liegt.
Dann weiter in den Museumsteil – ein abseits vom Haus gelegenes Studio. Sehr cool gemacht alles, viele Fotos, Zeitungsartikel, Musik-Samples, und ein kleines Rio-Kino, in dem ein Live-Konzertmitschnitt lief. Wir halten uns lange in dem Raum auf und schwelgen in alten Erinnerungen.
Da an dem Tag nicht viel los ist, nimmt uns die nette Berlinerin auch noch mit ins Haupthaus, um uns Rios Zimmer zu zeigen. Viele bekannte Bücher in seinen Regalen – zum Beispiel Der Papalagi und solche Sachen, die wir damals alle gelesen haben.
Als wir Stunden später mit dem Rio-Reiser-Haus durch sind, müssen wir uns erstmal etwas stärken und fahren nach Haitabu ins Vikinger-Museum. Im Gartencafe gibt’s Kaffee und Kuchen und Schnitzel und Kartoffeln und einen prima Blick auf die Schlei. Wir quälen uns zur Krönung auch noch durch die Ausstellung dort, aber kein Vergleich mit Rio.
Nächste Woche ist ja mal wieder 4. Juli, also Mittwoch frei und Feuerwerk. Auch nicht schlecht!
Ersma,
T.